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Interessantes für Kandidaten
23.03.2024

Sympathisch wirken im Vorstellungsgespräch: Loben Sie Andere und sich selbst

Sich selbst loben, macht man das?
Nun ja, Bewerben ist werben in eigener Sache. Und Bewerben heisst, sich selbst im besten Licht scheinen zu lassen.
Wie also die Scheinwerfer anmachen, ohne angeberisch zu wirken?

23.03.2024

Sympathisch wirken im Vorstellungsgespräch: Loben Sie Andere und sich selbst

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Sympathisch wirken im Vorstellungsgespräch: Loben Sie Andere und sich selbst

Sich selbst loben, macht man das?

Nun ja, Bewerben ist werben in eigener Sache. Und Bewerben heisst, sich selbst im besten Licht scheinen zu lassen.

Wie also die Scheinwerfer anmachen, ohne angeberisch zu wirken? Es gibt eine wissenschaftlich untermauerte, relative einfache Strategie, einen kompetenten und zugleich netten Eindruck zu machen. Statt nur ein wenig plump anzugeben und Ihre Erfolge ausleuchten, gilt ab heute:

Machen Sie sich ein Stück sympathischer, indem Sie gleichzeitig andere mitloben!

Denken Sie an Geschichten aus Ihrem Bekanntenkreis: Zum Beispiel berichtet Ihre Freundin von ihrem besonders gelungenen Anlass und versäumt es nicht, ihrer Nachbarin Tribut zu zollen, die ihr die Festbänke und das Zelt ausgeliehen und sogar aufgestellt hat. Warum wirkt das nun sympathisch? Weil auch Sie die nette Nachbarin hätten sein können!

Im Vorstellungsgespräch möchten Sie Ihrem zukünftigen Vorgesetzten zeigen, dass Sie richtig was draufhaben. Am Besten lassen Sie Ihren aktuellen Vorgesetzten gut dastehen. Zum Beispiel Lernschritte, die sie ohne dessen Unterstützung nicht so rasch hätten umsetzen können. Ihr zukünftiger Vorgesetzter versetzt sich automatisch in die Rolle Ihres aktuellen Vorgesetzten und möchte Sie natürlich auch fördern. Wenn er vom Vertrauen hört, welches in der aktuellen Arbeitsbeziehung besteht oder bestand wirkt das gut für Sie in doppelter Hinsicht. Sie berichten von Ihren Fortschritten und lassen dabei durchblicken, dass Sie wertvolle Tipps annehmen und umsetzen können.

Drei US-Wirtschaftsforscher haben das Thema Prahlerei «bragging» wissenschaftlich untersucht. Der Artikel aus dem »Journal of Personality and Social Psychology« beschreibt: Wer neben den eigenen Erfolgen auch die Verdienste anderer lobt, wirke kompetent und nett zugleich. Der Kniff dahinter: «Dual Promotion», zu Deutsch Doppellob.

Aber ist das Doppellob wirklich stets die bessere Strategie? Diese Hypothese prüften die drei Wirtschaftsforscher anhand von Experimenten mit mehr als 1500 Teilnehmern. In einer ersten Studie legten sie Managern fiktive Bewerbungen vor. Selbstlob und Doppellob erweckten bei ihnen einen gleichermaßen kompetenten Eindruck, doch die Bewerbungen mit Fremdlob wirkten deutlich netter, und auch der Gesamteindruck profitierte davon.

  • Falsch: ich-ich-ich habe
  • Richtig: Wir haben, mein Kollege hat mit mir, mein Chef und ich …..

Klingt leicht, ist es aber nicht. Deshalb müssen Sie üben und sich geeignete Ereignisse aus Ihrer Berufslaufbahn herauspicken. Berichten Sie von Erfolgen, in denen sowohl Sie selbst als auch Andere einen signifikanten Input beisteuerten. Damit komme ich wieder zu den short stories, dem Storytelling im Vorstellungsgespräch. Das zieht im Marketing und ganz besonders auch im Selbstmarketing: short stories im Vorstellungsgespräch.

Aber bitte nicht allzu dick! Schnell kann etwas aufgesetzt, zu glatt oder übertrieben wirken. In der Studie kam auch zur Sprache, dass die Akzeptanz von «Bragging» länderspezifisch ist. Sprich, in den USA kann man dicker auftragen. Für Europäer tragen die Engländer schon ziemlich dick auf, für die Schweizerinnen ist es schnell mal zu viel.

Folgende wahre Geschichte:

Bei einem online-Interview für eine internationale Verkaufsrolle fragt der Schweizer Geschäftsführer den deutschen Kandidaten nach seiner Selbstbenotung von 1-10, bezüglich seines Verkaufstalentes.

Der Kandidat antwortet: ca. 8-9. Dem Schweizer Geschäftsführer bleibt fast die Spucke weg bei so viel Selbstlob. Er korrigiert den Bewerber dahingehend, dass man sich in der Schweiz maximal eine 4-5 gäbe. Ich musste mir ein Lachen verkneifen und dachte für mich: Will er jetzt einen guten Verkäufer auf internationaler Ebene rekrutieren?

Der Geschäftsführer hatte mir später eingestanden, dass die Benotung 8-9 doch wohl sehr zutreffend war. Aber man würde das nicht so grad heraus sagen. Ich wagte nicht zu fragen, ob er die Kompetenz eines erfolgreichen internationalen Verkäufers nicht hinterfragt hätte, wenn dieser mit der Selbstbenotung 4 von 10 aufgetrumpft hätte.

Hier mein Tipp für Ihr Story Telling: Schildern Sie am Besten Teamsituationen, in denen Sie eine sichtbare Rolle hatten. Sie dürfen Ihre Rolle durchaus sehr glanzvoll schilden, wenn Sie dabei auch Ihre Peers glänzen lassen. Bedenken Sie: Den Erfolg und Beitrag von Kollegen anzuerkennen wirkt äusserst kompetent!

Und im Umkehrschluss:
Kollegen und Vorgesetzte in schlechtes Licht zu rücken oder diesen, Inkompetenz und mangelndes Verständnis für die Situation oder Dringlichkeit zu unterstellen, wirkt besonders unsympathisch.

Auch an alle Interviewer: Stellen Sie offene Fragen! Zum obigen Beispieldialog: Statt einer Selbstbenotung fragen Sie besser: «Hatten Sie in den vergangenen 12 Monaten herausragende Verkaufserfolge». Das hätte dem Kandidaten die Möglichkeit gelassen, die ganze Verkaufsorganisation seines aktuellen Arbeitgebers zu loben und dabei seinen Beitrag im besten Licht zu präsentieren.

Zum Nachlesen hier der Link zum ganzen Paper

https://papers.ssrn.com/sol3/papers.cfm?abstract_id=4128132

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